Unser Dorf Rixfeld
 


Die Osterhütte


Wie dieser Brauch entstanden ist, kann ich nicht in Erfahrung bringen, schlicht weil ich es versäumt habe, ältere rechtzeitig zu fragen.
Am Dienstag nach Ostern feierten die Kinder des Dorfes ihr traditionelles Fest, getrennt in zwei Gruppen: Kleinere und größere Schüler. Doch bis es so weit war, gab es einiges zu tun.
Zunächst musste jeweils ein geeigneter Platz für die Hütte gefunden werden, bevorzugt am Waldrand in einem jungen Fichtenbestand. Eine große Wiese zum Eierwerfen sollte in der Nähe sein. Mit Beilchen (kleine Äxte), kleinen Sägen und Nägeln ging es Tage vorher in den Wald, um das Bauwerk zu errichten.
An einer Stelle, wo vier oder fünf Bäume im geeigneten Abstand zueinanderstanden, begannen wir mit unserer Arbeit. Dürre Äste an den Stämmen entfernten wir, nagelten zur Befestigung des Dachs waagrecht Fichtenstangen an, so dass man in der Hütte gut stehen konnte. Für die Seitenwände befestigten wir ebenfalls in halber Höhe Stangen. Das Ganze verkleideten wir mit Fichtenreiser. Der Boden wurde mit Moos belegt.
Bei dem Bau der Hütte für die Kleineren, die näher am Dorf errichtet wurden, halfen oft Erwachsene mit.
Über Umwegen gingen die Größeren zur ausgesuchten Stelle, damit wir unseren Standort nicht vorzeitig preisgaben. Es kam oft vor, dass die erbaute Hütte von anderen „gestürmt“ (eingerissen) wurde. Für einen Wiederaufbau war es zeitlich oft zu knapp.
Nach dem Mittagessen, so gegen zwei Uhr, machten wir uns auf den Weg zur Hütte. Als Proviant hatten wir Eier und Quatsch im Gepäck. (Ein Getränk aus Sprudel gemischt mit Apfelsinen-, Zitronen-, Himbeer- oder Limonengeschmack).
Kaum angekommen ging es auf die Wiese zum Eierwerfen. Eine Mordsgaudi für uns. Jeder wollte höher und weiter werfen als der andere. Oftmals wurde die Freude vorzeitig getrübt, wenn die Eier auf einen Stein im Rasen trafen und zu Bruch gingen. War das Innere halbwegs heil geblieben wurde es gleich verzehrt.
Sieger blieb wer am längsten ein heiles Ei vorweisen konnte.
So halb fünf oder fünf war Schluss. Gut gelaunt machten wir uns auf den Heimweg. Viele mussten noch in der elterlichen Landwirtschaft helfen das Vieh zu versorgen.