Unser Dorf Rixfeld
 


Getreideernte


Bevor es losging, waren jedes Jahr einige Vorarbeiten zu treffen.
Man reinigte die mit Lehmestrich ausgekleidete Tenne mit Besen und entfernte die von Staub verdreckten Spinnweben von den Wänden, die sich im letzten Jahr angesammelt hatten. 

Der Kastenwagen war bereits zur Heuernte umgerüstet worden. 

Die Dungbretter samt Bodenbrett waren heruntergenommen worden. Die "Längkwid" (Langwiede, Stange zwischen Vorder- und Hinterwagen) tauschte man durch eine längere aus und änderte so den Abstand zwischen den beiden Achsen, damit die Ernteleitern genau passten.




Großvater überprüfte die einzelnen Gerätschaften und dengelte die Sensenblätter, damit ein guter Schnitt gewährleitet war. Hierzu hatte er seine eigene Methode entwickelt. Als Unterlage diente ihm an Stelle eines Dengelstocks, ein Stück Eisenbahnschiene, das bis heute noch in unserem Haus existiert. Mit einem halbmondförmigen Dengelhammer bearbeitete er die Schneide des Blattes bis zur richtigen Stärke und Schärfe. Schlotterfass mit Wetzstein wurde zurechtgelegt.

Nachdem das Getreide auf seine Reife überprüft war, begann meist so Mitte August die Ernte. Solange ich mich zurück erinnern kann, mähten wir die Frucht (das Getreide) mit der Sense. Den Sensenstiel tauschte man mit einem anderen aus, an dem ein Reff eingearbeitet war. Es diente dazu, die Halme in eine bestimmte Richtung fallen zu lassen, damit sie von den Helferinnen gut aufgenommen werden konnten. 

Nachdem der Morgentau abgetrocknet war, begann man mit dem Schnitt. Die Arbeit war Männersache. Auf einen Mäher, der pro Tag etwa einen Morgen schaffte, folgten oft zwei Frauen, die mit ihren Sicheln die Halme aufnahmen und auf ein vorbereitetes Strohseil legten. Ein zweiter Arm voll ergab eine Garbe, die fachgerecht zusammengebunden wurde.

Bevor es nach Hause ging, stellte man die Garben zu Haufen auf. Eine kam in die Mitte, von vier Seiten wurde je Eine angelehnt. Den Abschluss bildete der Hut. Eine Garbe, verkehrt herum, zog man auseinander und setzte sie zum Schutz gegen Regen oben auf.  Das Bild der Erntehaufen in langen Reihen ließ ahnen, dass der Herbst nicht mehr weit war. 

Nach etwa 10 Tagen Trockenzeit konnte die Frucht eingefahren werden. Reichte der Platz in der Scheune nicht aus, setzte man das Getreide bis zum Dreschen auf eine Miete.
Erst wenn alle Frucht zu Hause war, begann man mit dem Dreschen.